„Digitalisierung nutzen wir als Chance für die Weiterentwicklung von zukunftsorientierten Produkten und Lösungen“
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Zurecht gilt Trinkwasser als das Lebensmittel Nr. 1, denn es ist die Grundlage jedes Lebens auf der Erde und ein unverzichtbares Gut für unser Fortbestehen. Eine ausreichende Versorgung mit sauberem Trinkwasser ist in der Geschichte der Menschheit deswegen schon immer Thema gewesen. Aquädukte, Zisternen, Brunnen, Rohrleitungen als Teil komplexer Versorgungsnetze – die Lösungen sind im Rahmen ihrer Zeit stets erfinderisch gewesen und haben die Menschheit auch in punkto Trinkwasserhygiene immer weiter vorangebracht.
Heute ist Trinkwasser in Deutschland und der EU durch Richtlinien und Verordnungen hoch reguliert. Wassermanagement-Systeme wie das Schell SWS unterstützen Betreiber (halb-)öffentlicher und gewerblicher Gebäude seit einigen Jahren dabei, ihrer Verantwortung für Nutzer- und Trinkwasserhygiene sicher und effizient nachzukommen. Doch mit welchen Innovationen und Lösungen ist zukünftig in diesem Bereich zu rechnen? „Eines ist sicher: Die Zukunft ist digital – auch in der Trinkwasserhygiene“, prognostizieren Dr. Oliver Fontaine, Leiter Produktmanagement, und Guido Wurm, Produktmanager für digitale Produkte.
Es lassen sich beim Schell Wassermanagement-System SWS Armaturen flexibel über Kabel und/oder Funk miteinander vernetzen. Was waren die Anforderungen und besonderen Herausforderungen bei der Entwicklung des Schell SWS?
Dr. Oliver Fontaine: Voraussetzung für ein Wassermanagement-System waren zum einen elektronische Armaturen, die auf dem Markt eingeführt wurden und sich an allen relevanten Zapfstellen etabliert haben, und zum anderen Technologien, die es überhaupt erst ermöglichen, Armaturen über eine kommunikative Schnittstelle miteinander vernetzen zu können. Die Hauptaufgabe, die das Schell SWS erfüllen sollte, war die Durchführung von automatischen Spülungen – und zwar gleichzeitig, zu festen Terminen und bis zur Entnahmestelle –, weg von einzelnen Spülstationen. Nur so erreichen wir eine entsprechende Fließgeschwindigkeit, womit sich eine zu hohe Konzentration an Bakterien sowie Rückstände aus allen Leitungen spülen lassen – und zwar endständig, ohne stagnierende Wasserrestmengen. Die zweite große Aufgabe bzw. Anforderung war die Dokumentation: Immer mehr Gebäudebetreiber suchen aufgrund gestiegener rechtlicher Anforderungen gezielt nach Möglichkeiten jederzeit durch Analyse, lückenlose Dokumentation und Reportings nachweisen zu können, dass sie ihren Pflichten zur Aufrechterhaltung der Wasserhygiene nachkommen. Genau das kann unser Wassermanagement-System ihnen bieten. Uns selbst war außerdem wichtig, dass wir Fachhandwerkern und Planern einen weiten Spielraum zur Umsetzung bieten können. Wo es nicht möglich ist oder keinen Sinn macht, kabelgebundene Leitungen zu nutzen, zum Beispiel im Sanierungsfall, wollten wir die Vernetzung via Funk als Alternative etablieren. Das ist uns gelungen, so dass man heute beides nutzen kann, auch in Kombination. Das schafft eine größtmögliche Flexibilität bei Planung und Montage. Zudem erleichtern die einfache Kabeltypologie und eine hohe Funkreichweite dank MESH-Werk Installation und Betrieb.
Guido Wurm: Während der Entwicklung des Schell SWS haben uns die durchgeführten Stagnationsspülungen bei unserer Testanlage in einem Bestandsgebäude eindrucksvoll den Effekt der Gleichzeitigkeiten vor Augen geführt: Plötzlich waren alle Armaturen verstopft, weil das erste Mal sämtliche Rückstände aus den Leitungen gespült wurden. So wurde nochmal deutlich, mit welch starken Ablagerungen und Kontaminationen Trinkwasserinstallationen zu kämpfen haben und wie wichtig es ist, Stagnationsspülungen mit hohen Fließgeschwindigkeiten durchzuführen.
SCHELL SWS kam 2016 auf den Markt. Welche Weiterentwicklungen oder Updates gab es seitdem?
Guido Wurm: Die wesentlichen Grundfunktionen waren von Anfang an gegeben. 2020 kamen eine Leckageschutz-Armatur hinzu, die sich ins System einbinden lässt und Wasserschäden in Abwesenheit vermindert, sowie Updates zur Optimierung des Wassermanagement-Systems und Hardwareanpassungen zur Reichweitenoptimierung bei Funk. Die wesentliche Innovation 2020 war allerdings unser SMART.SWS. Als praktische Ergänzung bietet der cloudbasierte Online-Service einen komfortablen Überblick über die wichtigsten Betriebsparameter der SWS Anlagen: Per Fernzugriff können Analysedaten online und gebäudeübergreifend abgerufen sowie wichtige Statusmeldungen und Auswertungen geprüft werden. Das bedeutet für die Betreiber mehrerer Liegenschaften mehr Effizienz, Planbarkeit und Sicherheit. Aber auch hier gilt: Erst durch die Cloud-Technologie war es uns überhaupt erst möglich, eine solche Lösung zu schaffen. Deswegen beschäftigen wir uns immer sehr intensiv mit den neusten technologischen Trends und schauen, welche Technologien sich für unsere Zwecke einsetzen lassen. Digitalisierung nutzen wir als Chance für die Weiterentwicklung von zukunftsorientierten Produkten und Lösungen, um einen Mehrwert für unsere Kunden, Partner und die Gesellschaft zu bieten.
Welche Trends sehen Sie denn konkret in der Weiterentwicklung von Wassermanagement-Systemen?
Dr. Oliver Fontaine: Der sicherlich größte Trend liegt in der Balance von Wassersparen und Hygiene. Das heißt: Der Wunsch nach einem nachhaltigen, sparsamen Umgang mit Wasser darf zu keinen Abstrichen im Bereich Trinkwasserhygiene führen. Die Maxime lautet daher: So viel Wasser sparen wie möglich und so viel Spülungen zulassen wie nötig, so dass der Erhalt der Trinkwassergüte gewährleistet bleibt. Dabei trägt das Schell Wassermanagement-System SWS maßgeblich zu einem nachhaltigen Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser bei, weil bei einer automatischen Spülung nie mehr Wasser verbraucht wird als nötig. Der Trend von morgen geht dahin, dass Wassermanagement-Systeme noch mehr Daten aufnehmen und verarbeiten, so dass Spülungen in stärkerer Korrelation zu aktuellen Zuständen, wie zum Beispiel Nutzerverhalten oder Gebäudetyp, vorgenommen werden können. Ein zweiter Trend liegt im plug-and-play, also darin, Inbetriebnahme, Handling und Updates von Wassermanagement-Systemen für Installateure und Gebäudebetreiber immer weiter zu vereinfachen. Obwohl wir mit SCHELL SWS schon heute eine durchdachte Komplettlösung mit aufeinander aufbauenden Modulen bieten, was die Montage so einfach wie möglich hält, machen wir uns natürlich immer Gedanken, wie wir den Arbeitsalltag unserer Kunden weiter erleichtern können. Damit verbunden ist ein dritter Trend, nämlich der nach immer mehr Service und damit einhergehend mehr Sicherheit. Das Wassermanagement-System soll dem Gebäudebetreiber sozusagen „Peace of Mind“ verschaffen. Bei der Vielzahl seiner Aufgaben und Verantwortlichkeiten will er sichergehen, dass er das Thema Trinkwasserhygiene bestimmungsgemäß betreibt.
Guido Wurm: Hier kommen wieder neueste Technologien ins Spiel, die es uns ermöglichen, Daten einfach und kostengünstig den Kunden zur Verfügung zu stellen und Serviceleistungen anzubieten, die den Kunden aktiv und permanent über den Status seiner Trinkwasseranlage informieren. So könnten wir unsere Kunden noch besser bei ihren Aufgaben unterstützen.
Heutige Wassermanagement-Systeme wie das Schell SWS sind ja für den Einsatz in (halb-)öffentlichen und gewerblichen Sanitäranlagen konzipiert. Sehen Sie die Zukunft von Schell SWS auch im privaten Bereich – schließlich hat hier coronabedingt eine starke Sensibilisierung hinsichtlich Nutzer- und Trinkwasserhygiene stattgefunden.
Dr. Oliver Fontaine: Voraussetzung für die Nutzung eines Wassermanagement-Systems sind ja elektronische Armaturen. Und hier sehe ich tatsächlich einen Trend, der Einzug ins Private halten wird – einfach weil mit einer berührungslosen Bedienung neben Hygiene der Nutzerkomfort deutlich steigt. Bei Küchenarmaturen können wir das jetzt schon gut beobachten. Aber auch das Thema Stagnationsspülungen wird hier immer wichtiger: So sehen wir gerade im Wohnungsbau ein wachsendes Interesse an Trinkwasserhygiene und Wassermanagement-Lösungen. Man denke nur an länger leerstehende Wohnungen bedingt durch Urlaub oder Sanierung, die durchaus eine Gefahr für die Trinkwassergüte – auch in anderen Etagen – darstellen können. Zum Teil werden schon heute Vermieter dazu verpflichtet, Spülungen durchzuführen, um einer schleichenden Verkeimung der Trinkwasserinstallation vorzubeugen.
Gibt es auch Trends hinsichtlich Design?
Guido Wurm: Sicherlich, und zwar auf verschiedenen Ebenen. Zum einen im Bereich der Optik: Hier werden die Ansprüche an ein kohärentes Design über alle Zapfstellen immer höher. Dem kommen wir nach, daran arbeiten wir. Zum anderen ein Trend hinsichtlich Software-Design: Neue Bedienkonzepte, die die individuellen Einstellungen der Kunden noch stärker und besser berücksichtigen, werden die Inbetriebnahme noch komfortabler und einfacher gestalten können.
Ihr Fazit?
Dr. Oliver Fontaine: Die Anforderungen an das Thema Trinkwasserhygiene und Wassermanagement werden in Zukunft weiter steigen. Wasserverbrauch wird nachhaltiger und transparenter. Neue digitale Technologien schaffen die Voraussetzung für erweiterte Serviceleistungen, mehr Komfort und Nachhaltigkeit. Nur so schaffen wir es, dass unser Lebensmittel Nr. 1 weiterhin die Güte hat, die wir uns alle wünschen.