Sanierung von Trinkwasserinstallationen bei Pseudomonas aeruginosa Befall

Insbesondere in Gesundheitseinrichtungen und Kindertagesstätten, also überall dort, wo sich vulnerable Personen aufhalten, ist Pseudomonas aeruginosa eine ernstzunehmende gesundheitliche Gefahr. In Krankenhäusern ist es der zweithäufigste Erreger von Lungenentzündungen, der dritthäufigste bei Harnwegsinfektionen und der achthäufigste bei Blutvergiftungen. Wie ein Befall von Trinkwasserinstallationen mit Pseudomonas aeruginosa im Idealfall verhindert und im schlimmsten Fall sinnvoll saniert werden kann, erfahren Sie hier.

Gefahrenquelle der produktionsseitigen Kontamination und wie diese zu vermeiden ist

Zur Vermeidung einer Kontamination der Trinkwasserinstallation mit Pseudomonas aeruginosa gibt es im DVGW W 551-4 (A) ein eigenes Kapitel. Es nennt sich etwas sperrig „Primär-präventive Maßnahmen: Verhütung von Kontaminationen“ und richtet sich gleichermäßen an Hersteller, Fachplaner, Fachhandwerker und Betreiber.

Während Legionellen grundsätzlich über das Trinkwasser des Wasserversorgers in extrem geringen Konzentrationen in die Trinkwasserinstallation gelangen, ist dieser Weg bei Pseudomonas aeruginosa zwar nicht ausgeschlossen, aber sehr selten. In aller Regel wird dieses Bakterium also über produktionsseitig kontaminierte Bauteile „eingeschleppt“. Um dies zu verhindern, kommt der hygienebewussten Herstellung von Bauteilen eine hohe Bedeutung zu. Im Kern geht es darum, alle Bauteile möglichst trocken zu prüfen. Doch wenn die Prüfung mit Wasser aufgrund von Einstell- und Kalibrierarbeiten unvermeidbar ist, muss das verwendete Prüfwasser nicht nur auf die Parameter der Trinkwasserverordnung untersucht werden, sondern zusätzlich auch auf Pseudomonas aeruginosa. Besonders sensibel und schnell sind nicht-kulturelle Verfahren wie das Pseudalert-Verfahren oder Gensonden.

Welche Regelungen gelten für die Produktion?

Wie sich Fachplaner und Fachhandwerker gegen produktionsseitig kontaminierte Bauteile schützen können, sind dem DVGW W 551-4 (A) und der VDI 6023 Blatt 1 zu entnehmen: Es wird empfohlen, im Leistungsverzeichnis und bei Bestellungen beim Großhandel hygienisch einwandfreie Produkte zu fordern. Dies ist beispielsweise immer dann gegeben, wenn die Produkte beim Hersteller trocken statt mit Wasser auf Dichtigkeit geprüft werden. Bei Sanitärarmaturen ist dies problemlos möglich, wie SCHELL beweist. Dennoch ist dies noch immer kein Branchenstandard.

Nass geprüfte Bauteile: Was muss beachtet werden?

Es gibt aber auch Produkte, die im Herstellungsprozess mit Wasser beaufschlagt werden müssen, vor allem aufgrund von Einstell- und Kalibrierarbeiten. Für diese muss dann gemäß DVGW W 551-4 (A) ein Hygienekonzept des Herstellers bis zum Einbauort vorliegen. Dies sind vor allem Wasserzähler, Sicherungseinrichtungen, Druckerhöhungsanlagen und oftmals auch Bauteile mit Gussgehäusen, obwohl letztere viel zuverlässiger als mit Wasser auch mit Luft auf Dichtigkeit geprüft werden können.

Grundsätzlich haben aber auch alle nass geprüften Bauteile hygienisch einwandfreie Oberflächen, wenn das verwendete Prüfwasser einwandfrei, also der TrinkwV entspricht, und zusätzlich frei von Pseudomonas aeruginosa ist. Diese und weitere Anforderungen hat beispielsweise der VDMA AK Hygiene bereits vor rund 10 Jahren für seine Mitglieder erarbeitet, und auch in den Regelwerken finden sich für die Hersteller wichtige Hinweise: für Druckerhöhungsanlagen beispielsweise im DVGW W 551-7 (M), für Wasserzähler in den twin Nr. 10 und Nr. 11 und für alle anderen Bauteile im DVGW W 551-4 (A).

Pseudomonas aeruginosa in Gesundheitseinrichtungen

Pseudomonas aeruginosa ist gemäß TrinkwV kein Parameter für die routinemäßige Untersuchung von Trinkwasser, solange es nicht in Flaschen abgefüllt wird. Denn: Von Pseudomonas aeruginosa geht keine Gefahr für die Allgemeinbevölkerung aus. Doch seit dem Jahr 2006 und aktualisiert im Jahr 2017 gibt es eine Empfehlung des Umweltbundesamtes nach Anhörung der Trinkwasserkommission, dass in Krankenhäusern sowie anderen medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen dieser Parameter miterfasst werden soll.

Insbesondere die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) und damit auch Herr Prof. Dr. Dr. h.c. med. Martin Exner wiesen immer wieder nachdrücklich auf die Bedeutung von Pseudomonas aeruginosa als wasserübertragbaren Krankheitserreger insbesondere bei sogenannten „nosokomialen“, also im Krankenhaus erworbenen, Infektionen hin. Pseudomonas aeruginosa ist in diesen Einrichtungen der zweithäufigste Erreger von Lungenentzündungen, der dritthäufigste bei Harnwegsinfektionen und der achthäufigste bei Blutvergiftungen, mit allein ca. 7.500 Todesfällen jährlich und damit deutlich mehr als die schon hohen Fallzahlen von 3.000 Todesfällen durch Legionella.

Wie verbreitet sich das Bakterium Pseudomonas aeruginosa?

Pseudomonas aeruginosa ist äußerst anspruchslos im Hinblick auf Nährstoffe, wodurch das Bakterium problemlos auch produktionsfrische Oberflächen besiedeln kann. Doch dafür benötigt es Wasser. Weiterhin ist es ein ausgeprägter Biofilmbildner, in dem es weitgehend gegen Austrocknung, unser Immunsystem und gegen chemische Desinfektionsmittel geschützt ist. So kann Pseudomonas aeruginosa in Siphons, Seifen oder Enthärtungsanlagen selbst bei chemischer Desinfektion vorkommen. Vor allem aber vermehrt es sich extrem schnell: Schon nach 20 Minuten hat es sich verdoppelt, während Legionellen dafür 2 bis 4 Stunden benötigen. Weiterhin kann es sich fortbewegen und auch Dichtungen umwachsen. Dies erklärt, warum Trinkwasserinstallation auch über zu selten genutzte Entnahmestellen und damit gegen die Fließrichtung kontaminieren können. Und im Gegensatz zu Legionellen kann Pseudomonas aeruginosa bei Bedarf auch ohne Sauerstoff atmen.

Bakterium Vermehrungszeit Theoretische Anzahl nach 6 Stunden Vermehrung
Legionella spec 120 bis 240 Min. (2 bis 4 Std.) 6
Bakterium XY 60 Min. (1 Std.) 64
Pseudomonas aeruginosa 20 Min. (0,3 Std.) 262.144
E.coli 20 Min. (0,3 Std.) 262.144

Die extrem hohe Vermehrungsgeschwindigkeit und die Vorliebe für kaltes Trinkwasser macht Pseudomonas aeruginosa so bedeutend für die Trinkwasserhygiene in Gesundheitseinrichtungen sowie Kindertagestätten und zeigt, warum es so schwer zu bekämpfen ist.

Sanierungsmaßnahmen & Freigabeprüfungen

Die größte Schwachstelle des Erregers: Pseudomonas aeruginosa ist deutlich temperaturempfindlicher als Legionellen, schon bei Temperaturen von ca. 45 °C wird es abgetötet. Zum Vergleich: Bei Legionellen benötigen wir 70 °C über 3 Minuten zum Abtöten, bei 60 °C schon ca. 30 Minuten! Pseudomonas aeruginosa ist also in aller Regel ein Bakterium des Trinkwassers kalt (PWC), solange das Warmwasser mindestens 45 °C aufweist. Wenn jedoch die Temperaturen darunter liegen, wie bei vielen Kleinstdurchlauferhitzern, kann auch das Warmwasser kritisch werden. Weiterhin ist dieses Bakterium erstaunlich wettbewerbsschwach, hat also in älteren Trinkwasserinstallationen Probleme, sich festzusetzen.

Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass bei einer Sanierung die thermische Desinfektion in Verbindung mit einem sichergestellten bestimmungsgemäßen Betrieb das Mittel der Wahl ist.

Eine chemische Desinfektion ist wenig zielführend, da sich Pseudomonas aeruginosa im Biofilm versteckt. Selbst unser Immunsystem kommt da kaum ran. Es besiedelt gern auch Dichtungen, die von chemischen Desinfektionsmitteln strömungstechnisch kaum erreicht werden können. Im Gegensatz dazu dringen hohe Temperaturen in jeden Biofilm und in jeden noch so kleinen Spalt der Trinkwasserinstallation ein, allein schon über die Wärmeleitfähigkeit der Materialien.

Es gab einmal ein neu errichtetes Bettenhaus am Mittelrhein, dessen Trinkwasserinstallation noch vor der Inbetriebnahme vollständig demontiert wurde, weil chemische Desinfektionen nicht zum Ziel geführt haben. Sie töten zwar die Bakterien in der Wasserphase zuverlässig ab, aber nicht unbedingt auf den Oberflächen und damit im Biofilm. Damit ist erklärbar, warum es anschließend oftmals wieder zu Befunden kommt. Denn nach jeder Sanierung muss die chemische Desinfektion abgeschaltet werden. Und wenn nicht alle Bakterien im Biofilm erwischt wurden, besiedeln sie von diesen Oberflächen aus erneut die Wasserphase.

Daher sind gemäß DVGW W 551-2 auch drei „Freigabeprüfungen“ nach jeder Art der Sanierung notwendig: nach zwei, sechs und zwölf Wochen.

Erst nach zwölf Wochen steht also der Sanierungserfolg fest und zu keinem Zeitpunkt vorher. Das muss unbedingt beachtet werden.

Weiterhin muss im Gegensatz zu anderen mikrobiologischen Sanierungen in aller Regel das kontaminierte Bauteil gefunden und saniert oder ausgetauscht werden. Dabei ist es gar nicht so einfach, eine Kaltwasserinstallation vollständig thermisch zu desinfizieren. Denn dazu muss geklärt werden, ob alle Komponenten ausreichend temperaturbeständig sind – denn sie wurden ja für den Einsatz im Kaltwasser konzipiert.

Am Ende ist es also eine Kombination einer thermischen Beaufschlagung mit einem erhöhten Wasserwechsel über alle Entnahmestellen. Zudem muss im Vergleich zu einer Sanierung bei Legionellen noch deutlich systematischer vorgegangen werden, da sich ja dieses Bakterium extrem schnell verdoppelt. Vor allem aber gibt es im Kaltwasser nach den Sanierungsmaßnahmen keine weitere Unterstützung durch hohe Temperaturen. Was ist damit gemeint? Bei einer Sanierung im Fall von Legionellen wird ja nach der thermischen Desinfektion das Warmwasser weiterhin mit hygienisch sicheren Temperaturen 60 °C / 55 °C betrieben, die im Betrieb weiterhin „desinfizierend“ wirken. Diesen Schutz haben wir nach der thermischen Desinfektion des Kaltwassers bei Pseudomonas aeruginosa jedoch nicht. Wurden nicht wirklich alle abgetötet, vermehrt es sich als Kaltwasser-Bakterium erneut.

Fazit

Glücklicherweise kann man Pseudomonas aeruginosa durch hygienisch geeignete Produkte, sauberes Arbeiten und den sofortigen bestimmungsgemäßen Betrieb nach dem Befüllen der Trinkwasserinstallation vermeiden. Wenn es jedoch zu einer Kontamination gekommen ist, sollte man die Unterstützung von Sachverständigen hinzuziehen, die bereits einige Objekte erfolgreich saniert haben. Selbstversuche dauern oftmals zu lange und werden dadurch teuer.

SCHELL Wassermanagement-System SWS

Um Pseudomonas aeruginosa aus der Installation fernzuhalten, ist ein regelmäßiger Wasserwechsel über alle Entnahmestellen notwendig. Mit dem Wassermanagement-System wie SCHELL SWS lässt sich der bestimmungsgemäße Betrieb über alle Entnahmestellen simulieren. Im Falle einer Sanierung können mit SWS Thermische Desinfektionen optimal geplant und durchgeführt werden.

 

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