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Wassergüte erhalten: hilfreiche Praxistipps zur überarbeiteten VDI 6023 Blatt 1

7 Minuten Lesezeit

Aus gesundheitlichen Gründen unterliegen Trinkwasserinstallationen besonders strengen Anforderungen. Um diese zu erfüllen, gibt die neu erschienene Richtlinie VDI 6023 Blatt 1 sinnvolle und wichtige Hinweise für den Erhalt der Wassergüte in Gebäuden. Dr. Peter Arens, SCHELL Trinkwasserhygiene-Experte, leitet daraus für Planer, SHK-Fachhandwerker und Betreiber relevante Praxistipps ab, die wir Ihnen hier vorstellen.

Bewährte Erkenntnisse und neue Anforderungen zu wasserberührten Oberflächen

Die neue Version dieser bewährten Richtlinie umfasst wie bisher Planung, Ausführung, Betrieb und Instandhaltung von Trinkwasserinstallationen. Vertiefende Hinweise zu Betrieb und Instandhaltung finden sich aber auch im ‚Doppelblatt’ VDI 3810 Blatt 2 / VDI 6023 Blatt 3. Die VDI 6023 Blatt 1 bestätigt erneut die Erkenntnis aus Wissenschaft und Praxis, dass für den Erhalt der Wassergüte ausschließlich der Wasserwechsel über alle Entnahmestellen sorgen kann. „Sonst wären diese ja ‘Totleitungen‘“, erläutert Dr. Peter Arens. Neu sind vor allem Anforderungen zu hygienisch einwandfreien wasserberührten Oberflächen von Produkten. Ansonsten bleiben für den hygienisch sicheren Betrieb drei Parameter wesentlich:

  • Trinkwasser kalt (PWC) nicht mehr als 25°C
  • Trinkwasser warm (PWH) mindestens 55°C
  • ein Wasserwechsel mindestens alle 72 Stunden

„Diese drei Parameter sollte jeder Betreiber manuell oder automatisiert kontrollieren, bevor es zu überhöhten Legionellenzahlen kommt“, erklärt Dr. Peter Arens. „Denn vorbeugen ist besser als nachbessern – dies fordert auch die EU-Trinkwasser-Richtlinie und empfiehlt daher einen Wassersicherheitsplan (WSP) in allen Mitgliedsstaaten.“

Definition des bestimmungsgemäßen Betriebs

Bereits unter ‚Begriffe’ wird der bestimmungsgemäße Betrieb definiert als der „Betrieb der Trinkwasserinstallation über alle Entnahmestellen mit regelmäßiger Kontrolle auf Funktion ... unter Einhaltung der zur Planung und Errichtung zugrunde gelegten Betriebsbedingungen (Nutzungshäufigkeiten, Entnahmemengen, Gleichzeitigkeiten)“. Dies kann „eine simulierte Entnahme (manuelles oder automatisiertes Spülen) beinhalten“.

SCHELL Tipp: Es wurde erneut bekräftigt, dass ein Wasserwechsel grundsätzlich über alle Entnahmestellen erfolgen muss, um ‚Totleitungen‘ zu vermeiden. „Dadurch sind T-Stück-Installationen, die nie den Status einer allgemein anerkannten Regel der Technik (a. a. R. d. T.) verloren haben, gerade aus Kosten- und Hygienegründen oftmals die erste Wahl, während Spülstationen verzichtbar werden“, rät Dr. Peter Arens.

Hygieneplan frühzeitig erstellen

Der Hygieneplan ist weiterhin Bestandteil des Instandhaltungsplans. Darin enthalten sind u. a. Umfang und Häufigkeit von Kontrolluntersuchungen des Trinkwassers auf vorgegebene Parameter, an festgelegten repräsentativen Entnahmestellen, Spülmaßnahmen und die Dokumentation aller Maßnahmen. 

SCHELL Tipp: Häufigkeit, Umfang und Parameter von Kontrolluntersuchungen sind vor allem in der Trinkwasserverordnung und in Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts festgelegt. Sie decken Mängel schonungslos auf und verursachen mindestens Folgekosten, selbst wenn alle Nutzer gesund bleiben. „Doch die Abgabe von Wasser mit Krankheitserregern ist eine Straftat (§ 24 TrinkwV). Daher gehören zum Hygieneplan auch Spülmaßnahmen. Hiermit muss sich der Auftraggeber frühzeitig beschäftigen, idealerweise bereits im Rahmen des Raumbuchs“, sagt der Trinkwasserhygiene-Experte. 

Mikrobiologische Beeinträchtigungen vermeiden – Einflussgrößen beachten

Unter 4.1 werden die wichtigsten Einflussgrößen für Technische Maßnahmen zum Erhalt der Trinkwassergüte beschrieben: 

  • Einhaltung der Temperaturen
  • Vermindern der Stagnationszeiten
  • Verwendung von Werkstoffen, die keine oder möglichst wenige Nährstoffe abgeben 
  • Einhaltung der planerisch vorgesehenen Volumenströme

Alle Einflussgrößen müssen gleichzeitig beachtet werden. Der bestimmungsgemäße Betrieb über alle Entnahmestellen, gemäß Raumbuch, ist unverzichtbare Voraussetzung für den Erhalt der Wassergüte. 

SCHELL Tipp: „Temperaturen und ein regelmäßiger Wasserwechsel, unter Einhaltung der Volumenströme (sprich der Gleichzeitigkeiten gemäß bestimmungsgemäßem Betrieb), sind die zu beeinflussenden und zu messenden physikalischen Größen. Mit dem SCHELL Wassermanagement-System SWS inkl. Temperatursensoren ist eine indirekte kontinuierliche Kontrolle der Hygiene einfach und proaktiv möglich – mit dem Online-Service SMART.SWS auch aus der Ferne“, erläutert Dr. Peter Arens.

Allgemeine Regeln zur Planung 

Nach 5.3 der VDI 6023 Blatt 1 ist jede Trinkwasserinstallation so zu planen, dass sie ein minimal mögliches Wasservolumen enthält (Dimensionierung der gesamten Trinkwasserinstallation und Länge der Einzelzuleitungen). Vorhaltungen für spätere Erweiterungen sind zu vermeiden oder durch Spülmaßnahmen abzusichern. 

SCHELL Tipp: „T-Stück-Installationen mit Reihenleitungen zur Einbindung selten genutzter, aber unverzichtbarerer Entnahmestellen sind daher das hygienische Optimum. Denn sie haben in aller Regel 20 % weniger Wasserinhalt, was zu einem erhöhten Wasserwechsel im Betrieb um rund 20 % und damit auch zum Schutz des Kaltwassers vor Erwärmung führt. Und sie haben zusätzlich die geringsten inneren und äußeren Oberflächen“, betont Dr. Peter Arens.  „Diese sind wichtig zur Begrenzung einer mikrobiologischen Besiedlung und der Wärmeaufnahme/Wärmeverluste von PWC und PWH/PWH-C.“

Mindestanforderungen an die Inhalte des Raumbuchs

Gemäß 5.3.1 gilt ein fehlender Wasseraustausch über mehr als 72 Stunden als Betriebsunterbrechung. Sie ist zu vermeiden oder durch technische und/oder organisatorische Maßnahmen (siehe VDI 3810 Blatt 2 / VDI 6023 Blatt 3) zu kompensieren. 

SCHELL Tipp: Im Raumbuch müssen konkrete Nutzungszeiträume aufgeführt werden. Dadurch sollen Betreiber und Planer frühzeitig zu diesem Thema ins Gespräch kommen. Ein Muster für das Raumbuch ist in VDI 3810 Blatt 2 / VDI 6023 Blatt 3 enthalten. 

Anforderungen an die Dimensionierung 

Nach 5.3.5 sind vor allem für Trinkwasserinstallation mit hohen Gleichzeitigkeiten und temporär geringen Nutzungen wie z. B. Sporthallen geeignete Spülpläne und -maßnahmen oder selbsttätige Spüleinrichtungen vorzusehen. 

SCHELL Tipp: „Bei manuellen Wasserwechseln sind die geforderten Gleichzeitigkeiten zur Erzielung einer turbulenten Strömung nur mit einem sehr hohen Personal- und Zeitaufwand zu leisten“, erklärt Dr. Peter Arens. „Am wirtschaftlichsten lassen sie sich mittels einer Automatisierung, wie mit dem Wassermanagement-System SWS, realisieren. Hier können Wasserwechsel in Spülgruppen und damit als turbulente Strömung elektronisch veranlasst werden.“ 

Herstellung, Transport und Lagerung von Komponenten und Bauteilen 

Gemäß 5.4.1. müssen alle später mit dem Trinkwasser in Kontakt kommenden Oberflächen von Bauteilen für die Trinkwasserinstallation in einem Zustand sein, der die Trinkwassergüte nicht gefährdet. Trocken geprüfte und in dieser Weise auch gegen mikrobiologische Verunreinigungen geschützte Bauteile und Apparate erfüllen grundsätzlich diese Anforderungen. Werden Bauteile vom Hersteller nass geprüft, muss mit geeigneten Maßnahmen nachgewiesen werden, dass die Trinkwassergüte durch diese Produkte nicht gefährdet ist. 

SCHELL Tipp: Planer sollten die Forderung nach Produkten mit hygienisch einwandfreien Oberflächen ins Leistungsverzeichnis aufnehmen. SCHELL prüft trocken – und gehört damit unter den Armaturenherstellern zu den Pionieren auf diesem Gebiet.

Befüllung der Trinkwasserinstallation

Mit dem Befüllen der Trinkwasserinstallation muss der bestimmungsgemäße Betrieb beginnen (5.4.3.3.). 

SCHELL Tipp: Bis zur Übergabe ist der Handwerker für den Wasserwechsel verantwortlich. „In einem Krankenhaus mit 800 Betten sind mindestens drei Mitarbeiter an fünf Tagen je Woche nur für Spülmaßnahmen von Hand im Einsatz“, berichtet Dr. Peter Arens aus der Praxis. „Mit SWS lassen sich auch diese Wasserwechsel automatisiert umsetzen. Seine Mitarbeiter kann der Handwerksbetrieb dann produktiver einsetzen.“

Ein gelungenes Kompendium der Trinkwasserhygiene

„Die Richtlinie VDI 6023 Blatt 1 fasst hygienerelevante Aspekte bei Planung, Bau und Betrieb von Trinkwasserinstallationen zusammen und gibt so den Fachleuten und Betreibern einen guten Überblick. Sie hatte nie den Anspruch, das DIN- oder DVGW-Regelwerk zu ersetzen, sondern den Praktikern ein Kompendium der Trinkwasserhygiene zur Verfügung zu stellen“, erklärt Dr. Peter Arens und stellt fest: „Dies ist erneut gelungen.“

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