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Kontamination mit Pseudomonas aeruginosa: Nassprüfung als kritischer Faktor für die Trinkwasserhygiene – das sollten Sie wissen 

Das Bakterium Pseudomonas aeruginosa stellt insbesondere für Menschen mit Vorerkrankungen oder einem noch nicht ausgereiftem Immunsystem ein großes Gesundheitsrisiko dar. Daher gelten in prioritären öffentlichen Einrichtungen – also in Krankenhäusern, (Alten-) Pflegeheimen, Einrichtungen für ambulante medizinische Versorgung sowie Kindertagesstätten – strenge Schutzmaßnahmen und Untersuchungspflichten. Neben diesen gesundheitlichen Aspekten ist die Sanierung betroffener Trinkwasserinstallationen mit einem hohen personellen und finanziellen Aufwand verbunden. Obwohl Vermeidungsstrategien bekannt sind, sind Trinkwasserinstallationen immer wieder mit den Stäbchenbakterien belastet: Wesentliche Eintragsquelle sind Bauteile, die bei der Nassprüfung herstellerseitig kontaminiert werden. Eine sichere Alternative zu diesem Prüfverfahren ist die Trockenprüfung, wie SCHELL sie konsequent anwendet. Dennoch gibt es Produkte wie Wasserzähler, Sicherungseinrichtungen und Druckerhöhungsanlagen, bei denen – bedingt durch unvermeidbare Einstell- und Kalibrierarbeiten – nicht auf eine Nassprüfung verzichtet werden kann. Deswegen sollten Planer und SHK-Installateure folgendes dazu wissen:

Pseudomonas aeruginosa: Eine unsichtbare Gefahr

Lebensbedingungen von Pseudomonas aeruginosa

Optimale Lebensbedingung für das typische Kaltwasser-Bakterium sind Wassertemperaturen zwischen 25 °C und maximal 45 °C – das Bakterium kann sich jedoch auch noch bei niedrigen Temperaturen von 10 °C vermehren, nur langsamer. Für die Verbreitung brauchen Pseudomonaden tatsächlich nicht mehr als den Kohlenstoff in der Luft – daher können sie im Gegensatz zu Legionella spec. auch produktionsfrische feuchte Oberflächen besiedeln.

Die extrem hohe Vermehrungsgeschwindigkeit und die Vorliebe für kaltes Trinkwasser macht Pseudomonas aeruginosa so bedeutend für die Trinkwasserhygiene und zeigt, warum es so schwer zu bekämpfen ist.
Bakterium Vermehrungszeit Theoretische Anzahl nach 6 Stunden Vermehrung
Legionella spec. 120 bis 240 Min. (2 bis 4 Std.) 6
Bakterium XY 60 Min. (1 Std.) 64
Pseudomonas aeruginosa E. coli 20 Min. (0,3 Std.) 262.144

Gesundheitsgefahren durch Pseudomonas aeruginosa

Für die gesunde Normalbevölkerung sind diese Pseudomonaden nicht gefährlich. Gefahr besteht bei Hautverletzungen, Fremdkörpersystemen wie Kathetern und für Menschen mit Vorerkrankungen wie Mukoviszidose. Weitere Risikogruppen sind Menschen, die früh aus dem Krankenhaus in ihr häusliches Umfeld entlassen wurden, aber noch nicht ganz ausgeheilt sind, und Kinder, da sie noch kein vollständig ausgebildetes Immunsystem besitzen. Vor diesem Hintergrund gibt es die jährliche Untersuchungspflicht im Gesundheitssektor und in Kindergärten, beginnend mit der Inbetriebnahme oder nach wesentlichen Umbauten.

Wie gelangt Pseudomonas aeruginosa in Trinkwasserinstallationen? 

Letztendlich gelangen die Pseudomonaden über kontaminierte Bauteile in die Trinkwasserinstallation. Kontaminiert werden die Bauteile durch das Wasser, welches Hersteller bei der Nassprüfung und Einstellarbeiten nutzen. Selbst wenn das Wasser dabei regelmäßig gewechselt wird, kann nicht gewährleistet werden, dass es „bakterienfrei“ bleibt, denn Bakterien besiedeln auch die Oberflächen von Rohrleitungen und Vorratsbehältern, von denen sie jederzeit wieder ins Prüfwasser übergehen können.

Kontaminationsrisiko Nassprüfung 

Die Nassprüfung ist bzw. war lange Zeit das übliche Verfahren in der Armaturenindustrie, um Dichtigkeit oder Laufzeit der Bauteile zu testen. Genau dieses Verfahren birgt jedoch auch das Risiko einer Kontaminierung mit Pseudomonas aeruginosa, was bis vor ca. 10 Jahren nicht bekannt war.

Ablauf der Nassprüfung 

Bei der Nassprüfung bzw. der klassischen Dichtheitsprüfung wird die Armatur an der Anschlussseite verschraubt, mit Wasser beaufschlagt und auf Druckkonstanz überprüft. Bei der Funktionsprüfung wird die Armatur an ein Kreislaufwasser angeschlossen und die Laufzeit, also die Auslösezeit, betrachtet: Wie viel Zeit wird vom Öffnen bis zum Schließen benötigt? 

Nachteile der Nassprüfung 

Nach einer Nassprüfung ist es nicht möglich, die Armatur vollständig wasserfrei zu bekommen, weder mit Ausblasen noch mit Heißluft. Es kann demnach nicht ausgeschlossen werden, dass sich Rückstände von Wasser und damit auch Bakterien in der Armatur befinden, insbesondere im Bereich von Dichtungen, die diese Bakterien für ihre Vermehrung bevorzugen. Bei metallischen Werkstoffen besteht zudem das Risiko, dass sich Korrosionsprodukte bilden und ablegern – diese können sich später ablösen, zu Verstopfungen führen und dadurch die Funktion beeinträchtigen

Worauf Planer und Installateure achten sollten 

Aus diesen Gründen sollten Planer und Installateure überall da, wo es möglich ist, trocken geprüfte Bauteile wie Sanitärarmaturen von SCHELL einsetzen. Denn diese erfüllen selbstredend die Anforderungen von hygienisch einwandfreien wasserberührten Oberflächen gemäß DVGW W 551-4 und VDI 6023 Blatt 1. Im Leistungsverzeichnis und bei Bestellungen sollten dazu besondere Texte im allgemeinen Teil verwendet werden, die die hygienische Beschaffenheit von Bauteilen fordern. Allerdings gibt es auch Bauteile wie Wasserzähler, elektrische Durchflusserwärmer, Sicherungsarmaturen oder Druckerhöhungsanlagen, bei denen nicht auf eine Nassprüfung verzichtet werden kann. Achten Sie hier auf das Hygienekonzept des Herstellers bis zum Einbauort gemäß DVGW W 551-4 (A); dieses sollte Ihnen zur eigenen Absicherung vorliegen.

Nassprüfung – hygienisch ein Risiko 

Insbesondere im Gesundheitssektor und in Kindergärten kommt es darauf an, dass verbaute Produkte hygienisch einwandfrei sind. Das heißt, sie müssen vor allem frei von Pseudomonas aeruginosa sein. Nass geprüfte Bauteile bergen das Risiko, dass sie Wasserrückstände aufweisen, in denen sich Pseudomonaden befinden. Aus diesem Grund setzt SCHELL konsequent auf die hygienisch sichere Trockenprüfung und gehört in diesem Bereich zu den Pionieren der Branche. 

Erfahren Sie hier mehr über Ablauf und Vorteile der Trockenprüfung.

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