Sanierung von Trinkwasserinstallationen bei Pseudomonas aeruginosa Befall
Insbesondere in Gesundheitseinrichtungen und Kindertagesstätten, also überall dort, wo sich vulnerable Personen aufhalten, ist Pseudomonas aeruginosa eine ernstzunehmende gesundheitliche Gefahr. In Krankenhäusern ist es der zweithäufigste Erreger von Lungenentzündungen, der dritthäufigste bei Harnwegsinfektionen und der achthäufigste bei Blutvergiftungen. Wie ein Befall von Trinkwasserinstallationen mit Pseudomonas aeruginosa im Idealfall verhindert und im schlimmsten Fall sinnvoll saniert werden kann, erfahren Sie hier.
Pseudomonas aeruginosa in Gesundheitseinrichtungen
Pseudomonas aeruginosa ist gemäß TrinkwV kein Parameter für die routinemäßige Untersuchung von Trinkwasser, solange es nicht in Flaschen abgefüllt wird. Denn: Von Pseudomonas aeruginosa geht keine Gefahr für die Allgemeinbevölkerung aus. Doch seit dem Jahr 2006 und aktualisiert im Jahr 2017 gibt es eine Empfehlung des Umweltbundesamtes nach Anhörung der Trinkwasserkommission, dass in Krankenhäusern sowie anderen medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen dieser Parameter miterfasst werden soll.
Insbesondere die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) und damit auch Herr Prof. Dr. Dr. h.c. med. Martin Exner wiesen immer wieder nachdrücklich auf die Bedeutung von Pseudomonas aeruginosa als wasserübertragbaren Krankheitserreger insbesondere bei sogenannten „nosokomialen“, also im Krankenhaus erworbenen, Infektionen hin. Pseudomonas aeruginosa ist in diesen Einrichtungen der zweithäufigste Erreger von Lungenentzündungen, der dritthäufigste bei Harnwegsinfektionen und der achthäufigste bei Blutvergiftungen, mit allein ca. 7.500 Todesfällen jährlich und damit deutlich mehr als die schon hohen Fallzahlen von 3.000 Todesfällen durch Legionella.
Wie verbreitet sich das Bakterium Pseudomonas aeruginosa?
Pseudomonas aeruginosa ist äußerst anspruchslos im Hinblick auf Nährstoffe, wodurch das Bakterium problemlos auch produktionsfrische Oberflächen besiedeln kann. Doch dafür benötigt es Wasser. Weiterhin ist es ein ausgeprägter Biofilmbildner, in dem es weitgehend gegen Austrocknung, unser Immunsystem und gegen chemische Desinfektionsmittel geschützt ist. So kann Pseudomonas aeruginosa in Siphons, Seifen oder Enthärtungsanlagen selbst bei chemischer Desinfektion vorkommen. Vor allem aber vermehrt es sich extrem schnell: Schon nach 20 Minuten hat es sich verdoppelt, während Legionellen dafür 2 bis 4 Stunden benötigen. Weiterhin kann es sich fortbewegen und auch Dichtungen umwachsen. Dies erklärt, warum Trinkwasserinstallation auch über zu selten genutzte Entnahmestellen und damit gegen die Fließrichtung kontaminieren können. Und im Gegensatz zu Legionellen kann Pseudomonas aeruginosa bei Bedarf auch ohne Sauerstoff atmen.
Sanierungsmaßnahmen & Freigabeprüfungen
Die größte Schwachstelle des Erregers: Pseudomonas aeruginosa ist deutlich temperaturempfindlicher als Legionellen, schon bei Temperaturen von ca. 45 °C wird es abgetötet. Zum Vergleich: Bei Legionellen benötigen wir 70 °C über 3 Minuten zum Abtöten, bei 60 °C schon ca. 30 Minuten! Pseudomonas aeruginosa ist also in aller Regel ein Bakterium des Trinkwassers kalt (PWC), solange das Warmwasser mindestens 45 °C aufweist. Wenn jedoch die Temperaturen darunter liegen, wie bei vielen Kleinstdurchlauferhitzern, kann auch das Warmwasser kritisch werden. Weiterhin ist dieses Bakterium erstaunlich wettbewerbsschwach, hat also in älteren Trinkwasserinstallationen Probleme, sich festzusetzen.
Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass bei einer Sanierung die thermische Desinfektion in Verbindung mit einem sichergestellten bestimmungsgemäßen Betrieb das Mittel der Wahl ist.
Eine chemische Desinfektion ist wenig zielführend, da sich Pseudomonas aeruginosa im Biofilm versteckt. Selbst unser Immunsystem kommt da kaum ran. Es besiedelt gern auch Dichtungen, die von chemischen Desinfektionsmitteln strömungstechnisch kaum erreicht werden können. Im Gegensatz dazu dringen hohe Temperaturen in jeden Biofilm und in jeden noch so kleinen Spalt der Trinkwasserinstallation ein, allein schon über die Wärmeleitfähigkeit der Materialien.
Es gab einmal ein neu errichtetes Bettenhaus am Mittelrhein, dessen Trinkwasserinstallation noch vor der Inbetriebnahme vollständig demontiert wurde, weil chemische Desinfektionen nicht zum Ziel geführt haben. Sie töten zwar die Bakterien in der Wasserphase zuverlässig ab, aber nicht unbedingt auf den Oberflächen und damit im Biofilm. Damit ist erklärbar, warum es anschließend oftmals wieder zu Befunden kommt. Denn nach jeder Sanierung muss die chemische Desinfektion abgeschaltet werden. Und wenn nicht alle Bakterien im Biofilm erwischt wurden, besiedeln sie von diesen Oberflächen aus erneut die Wasserphase.
Daher sind gemäß DVGW W 551-2 auch drei „Freigabeprüfungen“ nach jeder Art der Sanierung notwendig: nach zwei, sechs und zwölf Wochen.
Erst nach zwölf Wochen steht also der Sanierungserfolg fest und zu keinem Zeitpunkt vorher. Das muss unbedingt beachtet werden.
Weiterhin muss im Gegensatz zu anderen mikrobiologischen Sanierungen in aller Regel das kontaminierte Bauteil gefunden und saniert oder ausgetauscht werden. Dabei ist es gar nicht so einfach, eine Kaltwasserinstallation vollständig thermisch zu desinfizieren. Denn dazu muss geklärt werden, ob alle Komponenten ausreichend temperaturbeständig sind – denn sie wurden ja für den Einsatz im Kaltwasser konzipiert.
Am Ende ist es also eine Kombination einer thermischen Beaufschlagung mit einem erhöhten Wasserwechsel über alle Entnahmestellen. Zudem muss im Vergleich zu einer Sanierung bei Legionellen noch deutlich systematischer vorgegangen werden, da sich ja dieses Bakterium extrem schnell verdoppelt. Vor allem aber gibt es im Kaltwasser nach den Sanierungsmaßnahmen keine weitere Unterstützung durch hohe Temperaturen. Was ist damit gemeint? Bei einer Sanierung im Fall von Legionellen wird ja nach der thermischen Desinfektion das Warmwasser weiterhin mit hygienisch sicheren Temperaturen 60 °C / 55 °C betrieben, die im Betrieb weiterhin „desinfizierend“ wirken. Diesen Schutz haben wir nach der thermischen Desinfektion des Kaltwassers bei Pseudomonas aeruginosa jedoch nicht. Wurden nicht wirklich alle abgetötet, vermehrt es sich als Kaltwasser-Bakterium erneut.
Fazit
Glücklicherweise kann man Pseudomonas aeruginosa durch hygienisch geeignete Produkte, sauberes Arbeiten und den sofortigen bestimmungsgemäßen Betrieb nach dem Befüllen der Trinkwasserinstallation vermeiden. Wenn es jedoch zu einer Kontamination gekommen ist, sollte man die Unterstützung von Sachverständigen hinzuziehen, die bereits einige Objekte erfolgreich saniert haben. Selbstversuche dauern oftmals zu lange und werden dadurch teuer.
SCHELL Wassermanagement-System SWS
Um Pseudomonas aeruginosa aus der Installation fernzuhalten, ist ein regelmäßiger Wasserwechsel über alle Entnahmestellen notwendig. Mit dem Wassermanagement-System wie SCHELL SWS lässt sich der bestimmungsgemäße Betrieb über alle Entnahmestellen simulieren. Im Falle einer Sanierung können mit SWS Thermische Desinfektionen optimal geplant und durchgeführt werden.